Donnerstag, 14. Februar 2008

Ich war stehen geblieben als Anke gerade wieder abgeflogen war. Wir sind also wieder in die City gefahren, haben uns mit einem Südafrikaner verabredet, der für uns gekocht hat. Wir haben uns auf seinen Balkon gesetzt und ein bisschen gequatscht! Am nächsten Morgen haben wir uns dann vorerst von Sydney verabschiedet und sind in den Royal Nationalpark gefahren! Das ist der älteste Nationalpark Australiens. Er hatte angefangen bei kleinen Flüsschen mit Wasserfällen und steilen Klippen bis zu feinen Sandstränden, alles zu bieten! Nur leider durfte man dort nicht übernachten. Also sind wir nach einer kleinen Wanderung und ein bisschen Strand weiter nach Süden gefahren und haben uns einen Strand gesucht, an dem wir übernachten konnten! Dieser Ort hat uns so gut gefallen, dass wir überlegt haben, dort noch ein paar Wochen zu bleiben und uns eine Arbeit dort suchen. Für Inga war auch sehr schnell etwas gefunden, aber für mich war nichts zu machen und deshalb sind wir weiter und haben uns Wooloongoong angeschaut. Eine etwas größere Stadt, in der allerdings nicht allzuviel los ist! An einem kleinen See haben wir uns an diesem Abend dann Plätzchen zum Schlafen gesucht. Teilen mussten wir uns diesen mit unendlich vielen Kängurus, die das dort sehr saftige Gras genossen. Am kommenden Morgen machten wir uns im nächsten Ort, wie schon in den Tagen zuvor, auf die Suche nach einem für uns geeigneten Surfbrett! Dabei empfahl uns einer der Verkäufer einen sehr guten Surflehrer und wir entschlossen uns gleich eine Surfstunde zu nehmen um nun auch das, endlich mal zu lernen. Die Stunde war sehr sehr spaßig, spannend und vor allem auch anstrengend. Aber wir beide haben es geschafft, mehrmals einen ride bis zum Ende zu stehen! Also sehr erfolgreich! Anschließend machten wir uns auf in Richtung Canberra. Auf dem Weg dorthin übernachteten wir auf einem kostenlosen Campingplatz an einem kleinen Bach. In Canberra angekommen, haben wir erstmal ein paar Bauernhöfe abgeklappert um dort Arbeit zu finden, leider ohne Erfolg. Also haben wir uns die Innenstadt angeguckt.
Es war ein Freitagnachmittag und was erwartet man an einem gewöhnlichen Freitagnachmittag in der Fußgängerzone in einer 300.000 Einwohnerstadt? Natürlich viele Menschen, die einkaufen gehen oder sich einfach nur die Zeit vertreiben. Aber nicht so in Canberra. Die Stadt war nahezu ausgestorben, sodass man sich völlig verloren, wie in einer Betonwüste vorkam. Ich glaube, die wenigen Menschen waren es, die die Stadt auf uns wie eine Geisterstadt haben wirken lassen. Anschließend fuhren wir fast ganz alleine über eine 8- spurige Straße mitten durch die Stadt um auf einen der beiden hohen Berge in der Stadt zu kommen um die Aussicht zu genießen. Nur leider fing es mal wieder an zu regnen und nichts war mehr zu sehen. Also entschieden wir uns dort oben über Nacht zu bleiben. Und wirklich, als sich die Wolken mal ein wenig verzogen und man mal bis unten gucken konnte, war zu erkennen, dass man einen hervorragenden Ausblick hat. Am nächsten Morgen wurde uns das nocheinmal bestätigt. Nur mussten wir leider feststellen, dass Australische Hauptstädter ziemliche Kaoten sind, denn wie uns auffiel, wurden wir in der Nacht mit allerlei Zeug beworfen.Darunter war auch ein ziemlich großer Stein, der uns eine ziemlich große Beule im Auto beschert hat.
Um wenigstens noch etwas von Canberra zu sehen haben wir das Kriegsmuseum besucht, weil es wohl sehr gute Ausstellungstücke enthält (und wie alle Museen in Canberra kostenlos ist). Aber was uns erwartete, erinnerte eher an ein Museum für Australische Helden. Wo es auch ging, wurden Heldentaten von Aussiesoldaten erwähnt, erläutert und gelobt. So zum Beispiel wie Australien im 1. und 2. Weltkrieg hart und erfolgreich gegen Deutschland gekämpft hat, das es Australier waren, die den Roten Baron(den erfolgreichsten deutschen Jagdflieger) abgeschossen haben und ganz besonders gerne wird an den Angriff der ANZAC(AustraliaNewZealandArmyCorps) auf die Türkei im Ersten Weltkrieg erinnert. Jedes Jahr findet, den gefallen Soldaten dieses Angriffs zu Ehren, der ANZAC-Day, der höchste Australische Feiertag, statt. Auf einer riesigen Paradestraße, die eher an kommunistische Hauptstädte erinnert, findet dann ein großer Aufmarsch statt. Nachdem wir in der Staatsbibliothek den freien Internetzugang ausgiebig genutzt hatten, verließen wir Canberra und konnten mit eigenen Augen sehen, warum es nicht nur die wohl langweiligste, sondern auch abgeschiedenste Hauptstadt der Welt ist. Da wir die !beiden! Highways, die aus der Stadt führen, meiden wollten, entscheiden wir uns für eine der 2 kleinen Zufahrtsstraßen. Auf dieser endete dann nach 20 km spontan der Asphalt und eine schmale Schlammstraße windete sich durch die Berge- rechts ging es steil 200m runter und links hingen die Wolken so dick, dass nichts zu sehen war. Aber wenigstens haben wir wieder die spannendste Straße rausgesucht, die mit ihren steilen Abhängen eine perfekt Driftstrecke bot. Vorbei führte sie an einem winzigen Dorf und ein paar Höfen, bevor sie irgendwann, nach 100km, zu Schotter und später zu Asphalt wurde. Irgendwo an dieser Straße haben wir die nächste Nacht verbracht und sind am nächsten Morgen gleich weiter gefahren, haben in Albury an der Grenze zu Victoria Halt gemacht und sind bis nach Katamatite, einem kleinen, aber nahezu perfekten, Dorf gefahren um dort zu schlafen. In diesem Dorf mit 300 Ew gab es alles was man brauchte von Bäcker, Pubs, Kirchen, Tennisplätzen bis zu einer Polizeistation. Am Montag, dem 21. Januar sind wir schließlich in Shepparton angekommen. Dort haben wir uns in einer Jobagentur für einen Fruit Picking Job beworben. Als wir das Gleiche in der nächsten Agentur machen wollten, sprach uns ein Mann von hinten an, ob wir denn Tomaten picken wollen würden. Sein Bruder hat eine Farm, auf der wir am Dienstag anfangen konnten und er besitzt auch ein Haus, in dem wir wohnen könnten. Das Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen und so kamen wir mal wieder durch Zufall zu unserem Job. Wir wohnen nun schon seit über 3 Wochen in Moroopna und arbeiten hier in der Gegend.
Zuerst waren wir Tomatenpflücken. Das ist allerdings eine sehr sehr anstrengende Angelegenheit und wird danach bezahlt, wieviel man pflückt. Für 1 Korb (ca 1 m³ oder besser eine ¾ Tonne) bekommt man 55 Dollar. Wenn man das Picken aber noch nicht kennt und nicht trainiert ist, ist das nicht sehr gewinnbringend und so brachten wir die erste Woche eher gequält hinter uns. Der Farmer, ein Türkischer Einwanderer, der übrigens auch seine ganze Familie auf dem Feld beschäftigt, war aber so nett und hat eingesehen, dass wir qualitativ sehr gute Picker sind, nur eben nicht die schnellsten. Deshalb mochte er uns wahrscheinlich und bemühte sich uns eine Beschäftigung in der nächsten Stufe der Verarbeitung zu verschaffen. Also arbeitete Inga fortan in der Sortieranlage und wurde dort natürlich pro Stunde bezahlt, was sich bei anfangs 12-13h täglich sehr ausgezahlt hat. Ich ging weiter pflücken und wurde immer besser bis Ingas Chef sich irgendwann dafür entschied, auch mir einen Job zu geben. Also verdienten wir beide auf einmal sehr gut. Was unsere Pläne mal wieder durcheinander warf. Aber jetzt haben wir uns dazu entschieden, bald nach Tasmanien aufzubrechen. Am Sonntagmorgen (17.02.) geht unsere Fähre von Melbourne nach Tassie. Noch wohnen wir aber zusammen mit lustigen Koreanern, einem Japaner, einem dauerbekifften Israeli und seiner ebenso stonten Irischen Gefährtin. Ab und zu kommen noch die Hong Kongnesischen Freundinnen der Koreaner zu Besuch. Also ist hier im Moment wirklich Multikulti angesagt. Aber da wir sowieso sehr viel arbeiten bekommen wir nicht zu viel davon mit, obwohl hier alle wirklich nett sind.
So jetzt habe ich es endlich geschafft euch auf den neuesten Stand zu bringen! Ich hoffe, dass ich das in den nunmehr verbleibenden 66 Tagen auch halten kann.

Thomy